Jaja… Die wundervolle Welt der Buzzwords… Und das Schönste ist: Man kann quasi beliebig, zusammenhanglos und ohne Vorbehalte damit um sich schmeißen. Oder krude Theorien aufstellen und Vorträge halten. Und wem das alles noch nicht genug ist: Buzzwords eignen sich auch hervorragend dazu, sich selbst einfach mal als ‘Thought Leader’ zu platzieren. Es gibt ja sowieso keinen gemeinsamen Konsens zu dem Thema. Dann seien Sie doch einfach mal schnell die hellste Leuchte am Christbaum. Die unterschiedlichsten Diskussionen und Meinungsäußerungen hierzu, tendieren irgendwo zwischen völliger Ahnungslosigkeit und praxisfremden Theoriemodellen – 20.000 Meilen über dem Meer. Fast immer bleibt der Interessierte mit mehr Fragen zurück als er vorher hatte.
Nehmen wir mal das Thema „Digital“. Der digitale Hype ist im Moment DAS zentrale Thema in Unternehmen jedweder Art und Größe. Auch bei Dienstleistern, Softwareherstellern und Beratungshäusern kommt keiner dran vorbei. Fachartikel, Foren, Messemotto, Selbsthilfegruppen, Tante Ernas Kaffeekränzchen: Alles “Digital”.
Wäre da nicht ein Problem: Das Thema Strategie in einer digitalen Welt löst bei so manchem CxO spontane Achselnässe aus, denn keiner kann jetzt so auf Anhieb eine Antwort auf die Frage liefern, was denn nun eigentlich konkret zu tun ist. Oder worum es überhaupt geht. Und so rennt der achselnasse CxO panisch zu den Beratungshäusern seines Vertrauens und verlangt das All-Inclusive-Komfort-Plus-Paket zum Thema “Digital”. Alle Buzzwords sollen abgehandelt werden. Und zwar auf den Ebenen: Mitarbeiter, Kunden, Tools und Systeme, Prozesse, Organisation und Weltfrieden. Gesucht wird die Heils-Formel für die neue digitale New-World-Order
Irgendwer ruft „Digital!“ und alle rennen los, wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Kopflos. Vor die nächste Wand.
Ja: Digital in Summe ist ein Thema. Ja: Auch Sie sollten sich damit auseinandersetzen (Buhuhu: Der digitale Tsunami naht…) Aber: Bevor Sie Pferde, Kollegen und das gesamte Unternehmen scheu machen, empfiehlt sich evtl. ein kurzer Einsatz des gesunden Menschenverstandes.
Ich würde gerne, sofern Sie Interesse haben sollten, die geostationäre Umlaufbahn verlassen und mal den Versuch wagen, die Flughöhe signifikant zu verringern. Dazu würde ich Ihnen jetzt gerne einfach ungefragt eine Rolle zukommen lassen und Sie auf einen Nappaledersessel eines Unternehmens platzieren. Eigenes Büro. Eigenes Vorzimmer. Mit Vorzimmerdame, wenn Sie wollen. Oder Vorzimmerherren. Aber freuen Sie sich nicht zu früh. Der Schein trügt, denn so rosig sieht’s derzeit bei Ihnen nicht aus. Sitzen Sie bequem? Los geht’s!
Setting the Scene
Sie sind CIO (Chief Information Officer) des größten Taxi-Unternehmens der Stadt München. Somit nicht nur global-galaktisch verantwortlich, sondern auch noch proaktiver Treiber des Business. Das wird zumindest stetig behauptet. Was genau das jetzt für Sie heißt, haben Sie leider noch nicht herausfinden können. Macht nix. Das geht allen anderen in Ihrem Unternehmen genauso.
Sie waren bisher in Ihrer heilen Taxi-Welt ein schwer geschätzter Kollege. Vorstand, Aufsichtsrat, Shareholder, Ihre Vorzimmerdame, der Hausmeister und auch sonst alle, die in Ihrem Unternehmen etwas zu sagen haben, waren Ihnen immer gut gesonnen. Bis vor einigen Jahren gab es immer nur einen Weg: Nach oben. Klar. Die Taxi-Branche – sollte man meinen – ist ja auch relativ krisensicher. Denn genauso wie Bier immer getrunken wird, gibt es immer Menschen die von A nach B kommen müssen. Am liebsten mit dem Taxi. Vor allem wenn sie Bier getrunken haben.
Aber irgendwie wird Ihr Nappaleder-Sessel seit 2011 konstant unbequemer. Die Wände Ihres eigentlich recht großzügigen Büros scheinen näher zu kommen und die Deckenbalken knacken gelegentlich laut und bedrohlich. Fröhliche Vorstands-Champagner-und-Kaviar-Parties zum Geschäftsjahresende sind von spaßbefreiten Krisen-Meetings mit Filterkaffee und Leberwurstbrötchen abgelöst worden. Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Und bei jeder neuen Katastrophenmeldung schielen alle so komisch in eine Richtung. Ihre Richtung…
Das Eis scheint dünn geworden zu sein. Irgendwer scheint konsequent und nachdringlich an ihrem einst so geliebten Bürostuhl zu sägen. Unaufhörlich und nahezu unerträglich.
Und wer trägt Schuld an dieser Misere?
Digitalisierung, digitale Revolution, digitale Transformation, connected everything, digital disruption und XaaS, CDO… Sofern es eine Buzzword-Statistik geben würde, wären diese Begriffe wohl auf den obersten Plätzen. Mit Abstand. Und die Aufzählung ist bei weitem nicht abschließend.
Die ganze Welt macht Sie scheu mit diesem Mist! Der Chef, Kollegen, Vorstandsmitglieder, Freunde und Tante Erna. Und somit kreisen Ihre Gedanken nur noch um ein Thema:
“Ich brauche dringend eine ganzheitliche Strategie für alles was irgendwie mit dem Thema Digital zu tun hat, eigentlich weiß ich gar nicht so genau was ich will und ich weiß auch nicht, ob ich irgendetwas davon brauche. Da aber alle meine Freunde / Kollegen / Berater und meine Tante Erna nur noch davon reden ist es meine Pflicht, meine Unternehmen mit sofortiger Wirkung an “Digital” auszurichten. Ich will ja mitreden können. Außerdem habe ich habe Angst. Angst davor, mein Unternehmen vor die Wand fahren zu lassen. Angst davor, ausgelacht zu werden. Angst davor, nicht auf die Zeichen der Zeit reagiert zu haben. Angst vor Tante Erna.”
Für Sie gibt es offensichtlich nur zwei Möglichkeiten:
- Option 1: Aussitzen, abgesägt werden, wehmütig das Unternehmen verlassen…
- Option 2: Einen Abend lang in Ihrem ganz persönlichen „Panic Room“ einschließen. Nur Sie und Ihr gesunder Menschenverstand. Und eine Flasche Wein, wenn’s beliebt. Whisky geht auch. Wir wollen mal nicht so sein.
Sie entscheiden sich für Option 2, wohlwissend, dass das Resultat Sie evtl. auch ohne Umwege zu Option 1 führen kann. Sei’s drum! Dann haben Sie wenigstens noch einmal einen letzten Versuch unternommen.
Sie entschließen sich also, das ganze Thema „Digital“ für Sie und ihr Unternehmen einmal ganz explizit auseinander zu nehmen.
So. Und nun?
Das fragen Sie mich? Sie sind doch hier der CIO!
Na gut… In den nächsten Tagen und Wochen werden diverse Folgeartikel erscheinen, die sich eingehend mit der Top-10 der Digital-Buzzword-Statistik auseinandersetzen. Möglichst praxisnah und zum Anfassen. Schauen wir doch mal gemeinsam, welche Trends sie verpasst haben und wie das nun alles in das ganze Thema “Digital” einzuordnen ist. Und überhaupt. Retten wir gemeinsam ihren Job nebst Nappaledersessel und Vorzimmerdame!
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